Der Namensgeber
Die Stiftung ist nach dem Dänen Nikolaj Frederik Severin Grundtvig (1783-1872) benannt.
Aus: Kaj Thaning; "N.F.S. Grundtvig"; Det Danske Selskab; 1972
Der evangelische Theologe war zugleich Historiker und Schriftsteller, Dichter und Komponist von 400 Kirchenliedern, Politiker und Verfassungsgeber in der Zeit zwischen Absolutismus und Demokratie.
In Grundtvigs Aufklärungsphilosophie ging es immer um Aufklärung durch das „lebendige Wort“, um "Aufhellung des Lebens“, um Wechselwirkung von Erfahrung und Wissen, um „Leben lernen“ in einem umfassenden Sinne und eine Religion, die die Selbstfindung des Menschen im Diesseits unterstützt.
Auf ihn geht das Konzept der dänischen Folkehojskolen zurück. Hier wird Bildung vermittelt in der es nicht um Abschlüsse und Noten, sondern um die Selbstfindung des Menschen geht. Die Grundtvigschen Folkehojskolen gehören damit zu den originalen Beiträgen Dänemarks zur internationalen Diskussion über Volksbildung.
In Dänemark begegnet man den Spuren Grundtvigs überall und die deutschen Heimvolkshochschulen haben von dort ihre Anstöße bezogen. Das politische Selbstbewusstsein vieler dänischer Bürger und Bürgerinnen, die Volksnähe dänischer Politik, die zahlreichen Initiativen durch ehrenamtliches Engagement und viele Ansätze dezentraler und nachhaltiger Entwicklungen haben ihre Wurzeln auch im Wirken Grundtvig´s.
Aus: Kaj Thaning; "N.F.S. Grundtvig"; Det Danske Selskab; 1972
Grundtvigs Menschenbild: ohne Ideologie zu lebendiger Demokratie
"Zuerst der Mensch und dann der Christ", ist ein Leitgedanke Grundtvigs, der es ihm ermöglichte, daß Menschen, die in Glaubenssachen auseinandergehen, gemeinsame Schule halten und Politik machen können.
Grundtvigs Haltung zur Geschichte: ohne Geschichtsbewußtsein keine lebenswerte Zukunft
Das Handeln steht nach Grundtvigs Vorstellungen stets in einem Dialog mit der Geschichte. Geschichte wird erzählt und erinnert, um das Bewahrenswerte zu erkennen und sie sinnvoll fortsetzen zu können.
Grundtvigs demokratisches und universales Verständnis von nationaler Identität: ohne Nationen keine demokratische Integration in Europa
Die Demokratie gibt es nur in konkreten Varianten. Es ist notwendiger denn je, das universale Denken mit konkretem Realismus zu verbinden, der lokale und nationale Bezüge berücksichtigt. Gerade dieses Korrektiv zur großen Tradition der Aufklärung hat Grundtvig herausgearbeitet.
Grundtvigs Gedanken über Volksbildung: ohne demokratische Bildung keine lebendige Demokratie
Grundtvig geht es nicht um ein elitäres Bildungsangebot - "Gebildete" bilden "Ungebildete"- , sondern um das "lebendige Wort", die Wechselwirkung von Erfahrung und Wissen, die "Aufhellung" des Lebens, um "Leben lernen" in einem umfassenden Sinne. Der Mensch, so meint er, müsse erst zu sich selbst kommen, bevor er zu anderen kommen kann.
Grundtvigs Konzept der dänischen Folkehojskole: der orginalste Beitrag Dänemarks zur internationalen Diskussion über Volksbildung
„Ist das Licht nur für die Gelehrten da,
um richtig oder falsch zu buchstabieren?
Der Himmel verteilt seine Gaben auf alle,
das Licht ist eine Gabe des Himmels.
Die Sonne geht ja mit den Bauern auf
Und nicht im Geringsten mit den Gelehrten.
Die Sonne erhellt zuerst die Füße und dann den Kopf.
Die Sonne gibt ihr Licht vor allem denen, die arbeiten“
Nikolaj Frederik. Severin Grundtvig (1783-1872)